Karrierewege in der Marktfolge: Auslagerung als Chance

15.07.2021 Juliane Schälicke

Auslagerung oder Outsourcing – haben diese Worte für Sie einen komischen Beigeschmack? Make or buy – viele Unternehmen stehen genau vor dieser Fragestellung. Auch Sparkassen. 2020 bereiteten sich zwei Häuser darauf vor, ihre Marktfolge-Tätigkeiten an den S-Servicepartner auszulagern. In der fusionierten Sparkasse Südpfalz und der Stadtsparkasse Düsseldorf stand fest: Die Aufgaben wechseln zum S-Servicepartner. Und auch die Mitarbeiter arbeiten heute unter dem Dach des Dienstleisters. Schreckgespenst oder Zukunftschance – wie sehen die Kollegen heute „ihre“ Auslagerung? Tobias Weller aus Kandel und Marcus Sondermann aus Düsseldorf berichten von ihren Erfahrungen.

Zukunft mitgestalten

Von Tobias Weller aus Kandel könnte man sagen, dass er ein richtiges Sparkassengewächs ist. Seit Beginn seiner Ausbildung im Jahre 2005 ist er schon einige Karriereschritte in der Sparkasse Germersheim-Kandel gegangen: Vom Kundenberater und Zweigstellenleiter führte ihn der Weg in die Marktfolge Aktiv, deren stellvertretende Leitung er übernahm. Im Februar 2020 die Nachricht: Die Sparkasse Germersheim-Kandel und die Sparkasse Südliche Weinstraße könnten fusionieren. Und mit der Fusion wäre eine logische Konsequenz, dass auch die Marktfolge in den bereits bestehenden S-Servicepartner Rheinland-Pfalz übergeht. „Bis Ende Juni war unklar, wie es weitergeht – die Zeit der Unsicherheit war schlimm für mich und meine Kollegen.“ Am 30. Juni stand dann fest: Ja, es wird fusioniert. Ja, die Marktfolge der neuen Sparkasse Südpfalz wird im S-Servicepartner bearbeitet. Die Frage, ob es eine Auslagerung geben wird, war beantwortet. Offen blieb: Wie wird diese ausgestaltet? Weller wollte aktiv mitgestalten. Er wurde als Mitglied in die Tarifkommission gewählt, die die Verhandlungen geführt hat. Er empfand diese als sehr angenehm: „Die Arbeitgeber wussten beide, dass sie eine Verantwortung für ihre Mitarbeiter haben.“ Als die Rahmenbedingungen für den Übergang feststanden, war ein Aufatmen spürbar. Und für Tobias Weller ergab sich eine neue berufliche Perspektive.

Neues Aufgabengebiet: Vermittlergeschäft

Karriere_Kurzzitat_Tobias_Weller

Mit dem S-Servicepartner hat eine neue, andere Zukunftsperspektive in Kandel Einzug gehalten. Dies wird nicht nur in modernen Arbeitsformen spürbar, die der S-Servicepartner Rheinland-Pfalz aktuell verprobt – Stichworte sind Desksharing, mobiles Arbeiten, Clean-Desk-Policy. Auch Wellers neue Aufgabe ist auf die Zukunft ausgerichtet: „Heutzutage wenden sich viele Kunden nicht mehr direkt an die Sparkasse, wenn es um ein Angebot für die Baufinanzierung geht. Kreditvermittler und Vergleichsportale haben einen enormen Anteil am Markt. Rund ein Drittel kommt darüber hinein, Tendenz steigend“, sagt er. „Das Thema wird in Sparkassen noch eher stiefmütterlich behandelt und hat nicht so ein großes Gewicht. Mit der Auslagerung haben wir die Chance genutzt und das Vermittlergeschäft auf professionelle neue Füße gestellt. Und wir merken jetzt bereits: Das lohnt sich.“

Wachstum vorprogrammiert

Weller und sein aktuell sechsköpfiges Team verbinden hier Markt und Marktfolge: Der Kreditvermittler wendet sich an die Sparkasse Südpfalz und andere Banken. „Hier kommt es auf die Geschwindigkeit an. Die Anfrage muss möglichst schnell beantwortet werden. Denn sonst ist heutzutage klar: Der Kunde geht dann eben woanders hin“, berichtet Weller. Sein Team übernimmt die ersten Aufgaben der Sachbearbeitung. Die Unterlagen werden auf Vollständigkeit geprüft und der Antrag bis zur Bewilligung bearbeitet. Nach der Bewilligung übernimmt der Kreditservice den Ball. „Es tut gut, dass unser Geschäft auch den Kollegen der Nachbarabteilungen Folgeaufgaben bringt“, sagt er. Und das trifft Dank Auslagerung noch in einer ganz anderen Dimension zu: Denn als Mehrmandantendienstleister kann der S-Servicepartner das Know-how auch anderen Sparkassen anbieten und somit das Personal optimal auslasten. Hier hat dies bereits ein halbes Jahr nach der Auslagerung gefruchtet – denn ein weiteres Institut aus der Region hat das Vermittlergeschäft an den S-Servicepartner Rheinland-Pfalz gegeben. Und es ist damit zu rechnen, dass weitere folgen werden. Eine sichere Zukunft, moderne Arbeitsformen und eine neue Aufgabe mit viel Gestaltungsspielraum und Perspektive – für Tobias Weller steht fest: Die Auslagerung war definitiv eine Chance!

Unsicherheit weicht sicherer Zukunftsperspektive

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„Die Auslagerung war das Beste, was mir passieren konnte“, sagt Marcus Sondermann aus Düsseldorf heute. Denn auch für ihn als Assistenz der Geschäftsführung wurde das Schreckgespenst Auslagerung zur wahren Zukunftschance. Die Erfahrungen der Mitarbeiter in Düsseldorf waren ähnlich wie die in Kandel – Unsicherheit war ihr Begleiter, so lange bis das „ob“ und „wie“ geklärt war. Auch in Düsseldorf wechselten die Mitarbeiter unter für sie guten Bedingungen in den S-Servicepartner. Denn die Stadtsparkasse Düsseldorf bleibt weiterhin der Arbeitgeber, in den S-Servicepartner wurden sie gestellt. Doch was ist mit der Kultur, mit dem Geist der neuen GmbH? Fühlt man sich nicht „abgeschoben“ in den Dienstleister? „Nein, überhaupt nicht“, so Sondermann. „Es fühlt sich modern und agil an. Die Kollegen im S-Servicepartner, mit denen ich bisher Kontakt hatte, hatten alle eine lösungsorientierte Einstellung und waren immer hilfsbereit.“

Routinen durchbrechen

Für Sondermann gibt es zwei Typen von Menschen – die einen haben Angst vor Veränderung, die anderen freuen sich darauf. Er gehört zu letzteren. „Ich fand es toll, aus den gewohnten Routinen ausbrechen zu können und im Rahmen der Auslagerung eingefahrene Wege zu hinterfragen“, sagt Sondermann. „Heutzutage sind die Rahmenbedingungen für Sparkassen sehr viel schwieriger angesichts des Vormarsches der Konkurrenz auch durch Neobanken. Daher ist Umdenken gefragt.“ Der S-Servicepartner bietet seinen Mitarbeitern ganz andere Möglichkeiten als ein einzelnes Institut es kann. Und auch Sondermann hat nach fast 9 Monaten S-Servicepartner ein gutes Gefühl: „Ich hatte auch vorher bereits übergreifende Schnittstellenaufgaben für die Bereichsleitung, die mir viel Spaß machten. Jetzt als Assistenz der Geschäftsführung ist dieses Feld nochmal breiter geworden. Zum Beispiel habe ich als Digital Coach für den Standort das Ohr sehr nah bei meinen Kollegen und helfe mit Rat und Tat, Fragen zu den durchaus manchmal noch neuen Anwendungen zu klären. Da meine Aufgaben mehr geworden sind, konnte ich auch meine Arbeitszeit wieder aufstocken auf 100 Prozent“, sagt Sondermann. Für viele andere Kollegen wurde die Arbeitszeiterhöhung nach der Auslagerung ebenfalls möglich und nötig.

Mit gutem Gefühl in die Zukunft

„Insgesamt hängt so eine weitreichende Veränderung auch stark von der Führung ab. Unsere ehemalige Bereichsleiterin und jetzt Geschäftsführerin Susanne Ossenbühl war von Anfang an von der Auslagerung überzeugt und hat uns mit ihrer positiven Einstellung mitgezogen“, erzählt Sondermann. Er hat für die Zukunft ein gutes Gefühl: „Meine Erwartung an den S-Servicepartner hat sich bestätigt – man kann etwas bewegen und einen Teil der Zukunft mitgestalten.“