Flut, Feuer, Versorgung Bedürftiger: S-Servicepartner-Mitarbeiter im Ehrenamt

15.09.2021 Juliane Schälicke

„Es waren Bilder wie aus einem Katastrophenfilm“, erinnert sich Monika Krawczyk. „Wir haben eine Straße passiert, die keinen Belag mehr hatte – der lag 50 Meter daneben. Autos lagen auf Häuserdächern oder im 3., 4. Stock. Wir fuhren an einem Bürogebäude vorbei. Die halbe Fassade war eingestürzt und der Blick freigegeben auf Aktenordner, die noch ordentlich im Regal standen.“ Was klingt wie Szenen aus einem Film, ist für die Menschen in den Flutgebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen katastrophale Realität. Starker Dauerregen verwandelte kleine Flüsse in reißende Ströme.

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Bilder, die bleiben

Diese Bilder der Flut gingen um die Welt. Aber auch die der unzähligen freiwilligen Helfer, die bundesweit anrückten, um zu unterstützen. Monika Krawczyk ist eine von ihnen. Ihr Beruf: Als Change- und Releasemanagerin begleitet sie Sparkassen und regionale S-Servicepartner-Standorte bei der Anbindung von Automationslösungen. Ihre Berufung: technische Hilfeleistung mit dem Technischen Hilfswerk, kurz THW. Aus Hamburg trat sie Anfang August ihren ersten einwöchigen Einsatz im Katastrophengebiet an. „In Wetterhagen waren wir mit der Logistikeinheit des THW Ortsverbands Hamburg-Wandsbek vor Ort. Wir haben unter anderem Material beschafft und ausgegeben oder Reparaturen an den Einsatzfahrzeugen durchgeführt. Vom Kugelschreiber bis zum LKW-Reifen war alles dabei“, berichtet sie. Seit Jahren ist sie bereits beim THW ehrenamtlich engagiert. Um die 800 Einsatzstunden leistet sie im Jahr als Zugführerin des ersten technischen Zugs ihres Ortsverbandes. Einsätze im Katastrophenfall sind für sie keine Neuheit. „Aber manche Ereignisse brennen sich doch mehr ins Gedächtnis als andere“, sagt sie. Dazu gehöre auch der Einsatz in Wetterhagen.

36 Stunden im Einsatz

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Auch Benjamin Hirsch, Geschäftsführer des S-Servicepartners Rheinland-Pfalz bestätigt: Die Ausmaße der Flutkatastrophe waren so massiv, dass sie noch lang im Gedächtnis bleiben. „Ahrweiler hat mich geerdet“, sagt er. Mit der Freiwilligen Feuerwehr Landau ist er direkt am Wochenende nach der Flut für 36 Stunden in den stark betroffenen Ort angerückt, um bei der Suche nach Vermissten und der Sicherung kritischer Infrastrukturen zu unterstützen. „So unvorstellbar die Situation vor Ort war, so erstaunt war ich über die Einwohner vor Ort“, erzählt er. „Statt entmutigt zu sein angesichts der Tragweite der Zerstörung, haben alle nach vorn geschaut und ordentlich mit angepackt. Von Resignation keine Spur.“

Hirsch hat nach seinem ersten Einsatz noch zweimal die technische Einsatzleitung im rheinland-pfälzischen Katastrophendienst unterstützt. Und auch für Monika Krawczyk stehen noch Einsätze vor Ort an. „Aktuell ist die Situation vor Ort statisch, daher sind die Einsätze nunmehr besser planbar und wir können uns frühzeitig darauf einrichten“, erklärt sie. Wer ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr oder beim THW tätig ist, muss natürlich auch kurzfristig einsatzbereit sein. Wichtig dafür, da sind sich beide einig, ist neben guten Kameraden im Team auch Verständnis für die ehrenamtliche Tätigkeit – sowohl im privaten Umfeld als auch beruflich.

Gesellschaftliche Verantwortung als Arbeitgeber

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Dass der S-Servicepartner als Arbeitgeber das Ehrenamt seiner Mitarbeiter unterstützt, wurde sogar bereits ausgezeichnet: Der THW Berlin hat den S-Servicepartner Berlin 2020 für seinen Beitrag zur Eindämmung der Corona-Pandemie gedankt. Ohne die Unterstützung durch Arbeitgeber wie den S-Servicepartner wäre der Einsatz Freiwilliger, wo er nötig ist, nicht möglich. Auch in der Corona-Pandemie gab es glücklicherweise viele helfende Hände in der Gesellschaft. Durch den Lockdown ist den Obdachlosen und sozial Schwachen die Infrastruktur weggebrochen. Tafeln, Bahnhofsmission und andere Einrichtungen haben ihren Betrieb eingestellt oder deutlich reduziert. Hier war Hilfe gefragt: Eric Höwel, Leiter Baufinanzierung, Bestandsgeschäft Darlehen sowie Digitalisierung und Dokumentenbearbeitung, hat mit dem THW beispielsweise die Berliner Tafeln mit Lebensmitteln aus Supermärkten versorgt. Auch in Münster wurde kräftig mit angepackt: Ralf Schwering, Experte für Immobilienbewertung, hat mehr als 6.000 Portionen Essen gekocht, rund 5.000 belegte Brote geschmiert und über 1.000 Liter Kaffee produziert, die dann an die Obdachlosen und Bedürftigen ausgegeben werden konnten.

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„Egal, ob sie Brände löschen, Verletzte bergen, technische Hilfe leisten oder Arme speisen – wir sind stolz auf unsere Mitarbeiter im Ehrenamt“, sagt Stefan Haemmerling, Sprecher der Geschäftsführung im S-Servicepartner Deutschland. „Die Gesellschaft braucht diese Helfer – und wir sind froh, dies als Arbeitgeber zu unterstützen.“

© Fotos: THW OV Hamburg-Wandsbek, S-Servicepartner und privat