Vereinbarkeit von Familie und Beruf

15.11.2021 Jagoda Richter

Geht nicht? Geht doch!

 
Für die meisten Familien beginnt bereits der Start in den Tag hektisch: Kinder anziehen, erste Mails checken, kurzes Frühstück, Kita-Tasche packen und los geht’s. Beruf und Familienleben in eine gute Balance zu bringen, ist auch im Jahr 2021 eine Herkulesaufgabe. Familienbewusste Rahmenbedingungen können Stress reduzieren. Wie Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen davon profitieren, zeigen vier Praxisbeispiele vom S-Servicepartner.

Weiterbildung während der Schwangerschaft

„Ich bin schwanger“ – ein Satz, der Führungskräften gern mal Schweißperlen auf die Stirn treibt. Die Arbeit muss im Team verteilt oder eine Nachfolge organisiert werden. Nicht aber bei Sandra Jäger, Immobiliengutachterin im S-Servicepartner in Landau. Ihr Chef gratulierte und investierte in sie. Seit 2019 erstellt sie beim Marktfolge-Dienstleister Kurzgutachten für Wohneinheiten bis zu einem Sachwert von 400.000 Euro. Während ihrer Schwangerschaft hat Sandra Jäger eine Weiterbildung gemacht. 

Jetzt frisch aus der Elternzeit zurück startet Sandra Jäger beruflich durch. Mit der bestandenen Prüfung in der Tasche bewertet sie Immobilien mit höherem Wert, fährt zu Besichtigungen und beurteilt mit ihrem Fachwissen Lage und Objekt.

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„Ich bin froh über die Unterstützung durch mein gesamtes Team und die Chance, den nächsten Karriereschritt zu gehen. So musste ich mich nicht für ein Kind und gegen eine Karriere entscheiden, sondern kann beides in Einklang bringen. Den Unterschied macht vor allem, dass ich meine Arbeitszeit frei am Tag einteilen kann, so wie es die Betreuungssituation meines 1-jährigen Sohnes nötig macht, und dass ich meine Aufgaben teils von Zuhause erledigen kann“, berichtet Sandra Jäger.

Führungskraft als Vorbild

So wie Sandra Jäger haben gut 70 Prozent aller Mitarbeitenden im S-Servicepartner die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Auch die Ausweitung des Arbeitszeitrahmens trägt maßgeblich zu mehr Flexibilität in der Tagesgestaltung bei. Davon profitieren auch Roland Ilka und Lenz Waltmann, beide Führungskräfte im S-Servicepartner in Berlin.

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„Gerade während der Pandemie hilft das mobile und flexible Arbeiten im Familienalltag. Meine Frau und ich haben gerade unser zweites Kind bekommen. So nutze ich meine Mittagspause auch dazu, unseren Sohn von der Kita abzuholen. In der Zeit bekomme ich den Kopf frei und entlaste zugleich meine Frau, die sich um unser Neugeborenes kümmert. Als Führungskraft bestärke ich meine Mitarbeitenden, diese Möglichkeiten auch zu nutzen und gebe ihnen den entsprechenden Freiraum. Insgesamt ist das Verständnis für Familienväter und -mütter bei uns im Unternehmen auf allen Ebenen groß. Das schätze ich sehr. Und mit unserem Elternforum, einer von Mitarbeitenden für Mitarbeitende ins Leben gerufenen Initiative, unterstützen sich bei uns berufstätige Eltern oder auch Großeltern gegenseitig. Wir tauschen uns aus, haben ein Netzwerk an wichtigen Kontakten rund ums Thema Familie aufgebaut und haben ein Eltern-Kind-Büro eingerichtet. Alles wichtige Maßnahmen, um Beruf und Familie bestmöglich in Einklang zu bringen“, resümiert Roland Ilka.

Doch kann man als Führungskraft auch Elternzeit nehmen? „Man muss sogar! Denn so geht man mit gutem Beispiel voran“, sagt Lenz Waltmann, der im Frühsommer zwei Monate Elternzeit genommen hat. Sein Erfolgsrezept: eine gute Vorbereitung, gegenseitige Unterstützung und ein Team, das selbstorganisiert arbeitet. Sowohl das gesamte Management als auch seine 14 Mitarbeitende haben ihn in seiner Entscheidung bekräftigt:

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„Von dem Verständnis und dem Zuspruch war ich überwältigt. Mein Team arbeitet schon seit vielen Jahren zusammen. Dadurch sind wir eine eingeschweißte Truppe, in der Geben und Nehmen ganz normal ist. Davon habe ich profitiert, denn mein Team hat mir schon frühzeitig Aufgaben abgenommen und eigenständig bearbeitet, sodass ich mit einem guten Gefühl in die Elternzeit gehen konnte. Dazu kommt, dass ich vollstes Vertrauen in meine Leute habe, denn sie arbeiten selbstorganisiert, stimmen sich untereinander ab und sind flexibel. Dieses Mindset und Miteinander haben es mir einfach gemacht, loszulassen und meine Elternzeit voll und ganz zu genießen.“

Wechsel nach der Elternzeit

Rein in die Elternzeit war für Carina Winnekens, Kreditsachbearbeiterin im S-Servicepartner in Düsseldorf, 2020 der einfache Part. Offen blieb, wie und wo sie ihre Arbeit danach wieder aufnimmt. Denn, mobiles Arbeiten war zu dem Zeitpunkt noch nicht so selbstverständlich wie heute – aber für sie persönlich ein entscheidendes Kriterium. Eine Pandemie und eine Auslagerung der Kreditsachbearbeitung von der Stadtsparkasse Düsseldorf an den S-Servicepartner später, ließ sich dieser Wunsch einfach erfüllen.

„Ich habe mich sehr über das Angebot des S-Servicepartners gefreut, in mein altes Team, das samt Aufgaben von der Sparkasse zum S-Servicepartner übergegangen ist, zurückzukehren. Ohne die Möglichkeit, meine Arbeit von Zuhause aus zu erledigen, wäre das in dieser Form nicht möglich gewesen. Das ist für beide Seiten eine Win-win-Situation. Ich kann in Teilzeit arbeiten und meine Kinder von Zuhause besser betreuen und der S-Servicepartner hat eine eingearbeitete Mitarbeiterin gewonnen“, berichtet Carina Winnekens.

In der S-Servicepartner-Gruppe arbeiten insgesamt rund 35 % der Mitarbeitenden in Teilzeit. Eine Möglichkeit, um Beruf und Familie in Einklang zu bringen – aber nicht die einzige.

Investition zahlt sich aus

Erst eine Vielzahl an Maßnahmen ermöglicht ein Höchstmaß an Flexibilität. Dadurch entstehen Wahlmöglichkeiten, die für die jeweilige individuelle Lebenssituation der Mitarbeitenden passen. Dabei profitieren Arbeitnehmer wie Arbeitgeber gleichermaßen von der Flexibilität.

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„Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist eine familienbewusste Personalpolitik enorm wichtig und ein wesentlicher Entscheidungsfaktor auch im Bewerbungsprozess. Daher nehmen wir diese Verantwortung als Arbeitgeber ernst und arbeiten an Rahmenbedingungen, die es unseren Mitarbeitenden ermöglichen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Das schließt neben der Betreuung von Kindern auch die Pflege von Angehörigen mit ein. Dabei reichen die Maßnahmen von Teilzeitangeboten und mobilem Arbeiten bis hin zu flexiblen Arbeitszeitrahmen. Genau diese Maßnahmen waren es auch, die uns gut durch die Coronakrise gebracht haben. Das sind erste wesentliche Schritte für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir arbeiten aktuell an weiteren Maßnahmen, um z. B. den Kontakt während der Elternzeit konstant zu halten und alle Mitarbeitenden auf dem Laufenden zu halten. Denn auch wir sind noch nicht am Ziel“, berichtet Ute Cassens, Leiterin Personalmanagement im S-Servicepartner.